Cannabis-Konsum wächst in Bocholt

BBV, Stefan Prinz vom 07.01.2021
Wir danken dem BBV und Sven Betz, dass wir den Bericht und Foto hier übernehmen dürfen.

Die Drogenberatung verzeichnet seit zehn Jahren immer mehr junge Konsumenten

Bocholt – Hunderte Frauen und Männer in der Region rund um Bocholt sind drogenabhängig. Darauf macht die die Drogenberatungsstelle des SKM (Katholischer Verein für soziale Dienste) in Bocholt aufmerksam: „Wir beraten pro Jahr etwa 500 Menschen, die entweder selbst Drogen konsumieren, oder als Angehörige von Konsumenten die Beratung aufsuchen“, erklärt Einrichtungsleiter Michael Helten.

In der Praxis des Bocholter Mediziners Dr. Burkhard Flötotto werden Drogenabhängige medizinisch betreut. FOTO: Sven Betz

In der Praxis des Bocholter Mediziners Dr. Burkhard Flötotto werden Drogenabhängige medizinisch betreut. FOTO: Sven Betz

380 dieser Personen suchen wegen ihres Drogenkonsums regelmäßig die örtliche Drogenberatung in der Römerstraße auf.

Heroin war dort in früheren Jahren das Hauptproblem. Das hat sich zwischenzeitlich geändert. Die Zahl der Heroin-Abhängigen ist seit etwa zehn Jahren rückläufig: „Aktuell werden insgesamt 67 Heroinabhängige von uns in einem Substitutionsprogramm psychosozial betreut“, sagt Helten. Von diesen Heroinabhängigen wohnen 20 in Bocholt, 5 in Isselburg und eine Person in Rhede. Alle anderen kommen aus Reken, Borken oder aus den anderen Gemeinden des südlichen Landkreises.

Die Heroin-Abhängigen sind auch nicht das einzige Problem, gegen das die Drogenberatung angehen muss – im Gegenteil: „Seit etwa 2011 beobachten wir einen stärkeren Zulauf von Konsumenten“, weiß der Leiter der Drogenberatungsstelle: „Zu der Gruppe der Heroinabhängigen kommen zunehmend jüngere Konsumenten, die alles andere konsumieren, aber kein Heroin.“

Cannabis sei hierbei die populärste Droge und stelle mittlerweile die größte Klientengruppe dar, während die Zahl der Heroinabhängigen erkennbar rückläufig sei. „Das sollte aber keineswegs als Erfolgsmeldung falsch verstanden werden“, warnt Einrichtungsleiter Helten. „Die Drogenprobleme nehmen zu, zeigen sich aber im öffentlichen Bild unspektakulärer.“ Die Jugendhilfe klage über die Zunahme des Drogenkonsums in ihren Einrichtungen, Eltern fühlten sich angesichts der Unüberschaubarkeit von Suchtstoffen überfordert, „und dann kommt auch noch das Internet mit seinen Gefahren des Zockens und der Onlinesucht hinzu“, mahnen die Beratungsexperten.

Mittlerweile stelle auch die Drogenszene im Raum Bocholt immer mehr auf sogenannte Lifestyle- und Partydrogen um: Sie tragen Namen wie Legal Highs, Badesalze, Spice, 3MMC oder CBD.

Der Konsum von Drogen ist oftmals sehr teuer. Ein Gramm Kokain kostet beispielsweise ungefähr 50 Euro. Ein stark Abhängiger benötigt nach Polizeiangeben am Tag ungefähr fünf Gramm. Ein Kokainsüchtiger gibt also bis zu 250 Euro am Tag aus, um seine Sucht zu finanzieren. Solche Summen sind von Süchtigen kaum legal zu erwirtschaften. In der Regel müssen schwer Abhängige ihre Sucht über Straftaten wie Raub und Diebstahl finanzieren. Unter Juristen spricht man deshalb von Beschaffungskriminalität.

Wie hoch ist eigentlich der Anteil der Beschaffungskriminalität an den Straftaten in Bocholt? Das lässt sich nicht genau sagen, bilanziert Polizeisprecher Frank Rentmeister. Denn: „Einem in der Statistik aufgeführten Diebstahl, Fahrraddiebstahl oder etwa einem Raub kann als Motiv die Beschaffung von Drogen oder Geldmitteln zur Finanzierung des Drogenkaufs zu Grunde liegen – muss es aber nicht.“ Dies wäre dann auch nur bei bekannten Tätern zu ermitteln und das auch nicht sicher. „Somit werden in der Statistik zwar Diebstahlsdelikte aufgeführt, aber nicht das mögliche Motiv“, erklärt Polizeisprecher Rentmeister.